Die Überfahrt nach Marokko verlief unspektakulär, ohne großes Geschaukel. Natürlich ist so eine Fahrt mit der Fähre immer mit einer gewissen Aufregung verbunden. Das fängt schon an mit dem Fahrplan an. Die Fähre geht angeblich um 11.00 Uhr, die nächste um 13.00 Uhr und man muss eine Stunde vorher zum Einladen da sein. Wir kamen fast pünktlich, aber statt der zwei genannten Abfahrten gab es nur eine in der Mitte um 12.00 Uhr. Das Warten wurde uns verkürzt durch mehrfache Kontrolle der Pässe und des Hundepasses bei der Ausreise, das hatten wir noch nie. Der Kontrolleur hatte offensichtlich einen Lehrling dabei, dem er wortreich die Bedeutung der Tollwutimpfung und des Nachweises der Antikörper erklärte, was allerdings bei der Ausreise ziemlich sinnlos ist. Aber auch die Marokkaner hatten heute ihren Kontrolltag. Diesmal wurde neben den üblichen mehrfachen Passkontrollen das gesamte Auto bei der Einreise nach Marokko geröntgt. Der in Menge versteckte Wein (zum Eigengebrauch) haben sie nicht gefunden. Wonach die suchen, weiß der Geier. Die ganze Prozedur dauerte aber nur eine knappe Stunde, vor Jahren dauerte das auch schon mal einen ganzen Tag. Zusätzlich zu den Einreisepapieren, die man schon auf der Fähre ausfüllen muss, kam diesmal eine Gesundheitserklärung dazu. Der marokkanische Staat wollte wissen, ob wir aus China oder Italien kommen und wie es um unsere Gesundheit bestellt war. Eva hat ihren höchst verdächtigen Husten unterdrückt und so hat man uns schließlich eingelassen.
Wir sind dann an der Küste lang an der spanischen Enklave Ceuta vorbei nach Osten gefahren, Richtung Algerien. Wir wollen möglichst weit nach Osten, denn da waren wir noch nie und es gibt dort auch keinen Tourismus. Aber auch wenig an Infrastruktur. Die ersten 40km Küste östlich von Ceuta sind schicki-micki-mäßig zugebaut mit Hotels und Ferienwohnungen, fast wie auf der spanischen Seite. Danach erst wird's marokkanisch. Ich kenne die Gegend noch aus den siebziger Jahren, da war man mit der Überfahrt in einer anderen Welt. Das hat sich gründlich geändert.
Die Straße verläuft hoch über dem Meer. Bei den Bildern von Ceuta sieht man auf einigen die Grenzbefestigung, mit der sich Europa gegen Migranten abschottet.
Wir kamen am Tag der Überfahrt bis Cabo Negro, wo wir ein Restaurant kennen, wo man auch mit dem Wohnmobil stehen kann. Das ist in diesem Küstenstreifen selten, denn zwischen Ceuta und Tetuan ist ein Gebiet für die Reichen und Superreichen entstanden, hier will man keine Camper sehen.
Sobald man in Tetuan auf die andere Seite des Flusses kommt, beginnt wirklich Marokko.
Die Küstenstraße windet sich immer wieder über die Berge, die hier bis zum Meer reichen. Unser Auto ächzt unter den Steigungen, die manchmal in den ersten Gang zurück zwingen. Dafür ist die Aussicht von der Höhe um so toller.
Nach etwa zwei Stunden sind wir etwa 50km weiter gekommen und beschließen, in der Stadt Oued Laou zu bleiben, denn hier kann man direkt am Meer auf einem bewachten Parkplatz stehen bleiben. Ich nutze den Tag für ein wenig Frickelei am Fernseher und zu einem Friseurbesuch, der in einem Vorher-Nachher-Foto dokumentiert ist.
Was vorher und was nachher ist, erschließt sich wohl von selbst. Der Friseur kostet übrigens 20 DH, das sind zwei Euro, einschließlich Augenbrauen, Ohren- und Nasenhaarentfernung und Schnäuzer stutzen. Der Hund hat mich ohne Probleme erkannt.
Heute ist Freitag, also sozusagen Sonntag im Islam, deshalb sind nicht viele Geschäfte auf.
Hier werden gebrauchte Schuhe verkauft. Da kann man die Schuhe finden, die wir bei uns in den Altkleider-Container werfen.
Zum Schluss noch der Blick aus unserem Auto aufs Mittelmeer.
Am Samstag sind wir gegen Mittag weiter Richtung Osten gefahren. Die Küstenstraße ist außerordentlich anspruchsvoll. Die Berge reichen bis ans Meer, weshalb die Straße zunächst immer zwischen Null und 200 Höhenmetern schwankt, wobei keiner bei den Steigungen daran gedacht hat, dass wir nur 82 PS für die knapp drei Tonnen haben. Als Belohnung für das langsame Vorwärtskommen hat man pausenlos grandiose Ausblicke.
Ab dem kleinen Küstenort El Jabha verlässt die Straße die Küste und windet sich auf über 700 Meter Höhe, um dann sofort wieder alle Höhe zu verlieren und wieder ans Meer zu führen. Das ganze passiert noch dreimal, bevor wir unser Ziel Cala Iris erreichen. Ein winziger Platz in traumhafter Lage mit Blick auf einen Fischereihafen.
Die Auffahrt zum Camping Cala Iris ist ungeteert und voller tiefer Löcher und fordert dem Auto noch mal alle Kraft ab.
Der Blick aus dem Auto auf den Fischerort.
Wir haben gerade spontan entschieden, noch einen dritten Tag hier zu bleiben. Wir werden dann die algerische Grenze entlang nach Süden ins Land fahren. Das aber im nächsten Kapitel. Zum Abschluss noch ein paar Bilder von der abendlichen Ausfahrt der Fischer und ein Blick, der zeigt, wie leer es hier noch ist.
Alle paar Kilometer findet man Beobachtungsposten des marokkanischen Militärs. Unklar, ob die vor heranrückenden Feinde warnen oder die Fischer daran hindern sollen, Migranten auf die europäische Seite zu schleusen.
Bevor wir ins Landesinnere gefahren sind, haben wir noch einmal den kleinen Hafen in Cala Iris angesehen, der wohl mit japanischer Entwicklungshilfe gebaut wurde